Bergsteigen im Hohen Atlas - Marokkos 4000er by Adrian Burst

Eher durch Zufall bin ich vor einiger Zeit auf dem Tourenportal Hikr.org auf die beiden Berichte des Users frmat zu 4000ern in Marokko im Hohen Atlas gestoßen. Irgendwie hat sich in meinem Kopf dann die Idee entsponnen dort doch alle 11 x 4000er im Hohen Atlas innerhalb eines Urlaubs von 10 Tagen zu besteigen. Nach etwas Recherche und Planung sollte das gut möglich sein, wenn auch mit strammem Zeitplan und etwas Risiko, dass es nicht klappt.

Tag 1: Flug Frankfurt - Marrakesch, fahrt Marrakesch - Imlil:

Von Frankfurt am Main aus fliegen wir mit Umstieg in Madrid am Morgen nach Marrakesch, wo wir gegen 13 Uhr eintreffen. Mit unserer Unterkunft in Imlil, dem Riad Atlas Panorama Hotel, welches ich nur weiterempfehlen kann, haben wir im vorhinein einen Fahrer organisiert, welcher uns auch pünktlich am Ausgang des Flughafens erwartet und von Marrakesch aus auf direktem Weg nach Imlil fährt. Auf der Fahrt erhaschen wir erste Blicke auf den Hohen Atlas und die trockenen Ebenen davor.
Nach leckerer Tajine, dem Nationalgericht schlechthin, im Hotel zum Abendessen und Fotoshooting mit den lokalen Jugendlichen oberhalb der Dächer von Imlil gehts auch schon bald ins Bett. Morgen früh holt uns unser Guide Brahim um 8 Uhr ab und dann gehts auch schon auf in die Berge.

Kurz zur Ausrüstung, Unterkunft und Organisatorischem:

Wir haben bereits fast alles vorab aus Deutschland organisiert. Unterkunft in der unteren der beiden Berghüttem am Fuße des höchsten Berges Marokkos, dem Toubkal. Die Hütte heißt Refuge Toubkal les Mouflons. Hier gönnen wir uns ein 2 er Zimmer, da wir ja doch einiges an Touren vor haben und insgesamt vier Nächte auf der Hütte bleiben werden. Das ganze gibts inklusive Abendessen. Der genaue Preis ist mir leider nicht mehr bekannt. Reserviert habe ich dort telefonisch. So wurde dort auch mitgeteilt, dass ein Guide für den Eingang in den Nationalpark Toubkal und die Touren dort seit 2020 obligatorisch ist und man nicht mehr ohne Guide losziehen darf. Das war mir vohrer nicht bewusst und erstmal eine große Überraschung die so nicht geplant war. Naja, wenns nicht anders geht. Ich bestand jedoch darauf auch wirklich einen fitten Guide zu bekommen, der unser geplantes Pensum an Touren mitmachen kann und auch die abgelegeneren Gipfel neben dem Toubkal kennt. Vom Hüttenwirt wurde mir dies versprochen, wenn er auch über unseren Plan alle der 4000er in so kurzer Zeit zu besteigen erstmal lachen musste und meinte das ist nicht möglich. Naja schauen wir mal.
Im Nachhinein schätze ich, wäre es auch ohne Guide kein Problem gewesen. Kontrolliert wurde nirgendwo wirklich streng. Für die Touren, insbesondere Afella und Akioud, war Brahim jedoch super und auch um etwas über die Kultur zu erfahren und für die Kommunikation war es super mit ihm. Dazu später noch mehr.

Wir sind mit einem großen Rucksack und Trailrun Schuhen zur Hütte zugestiegen, haben zudem jedoch Bergstiefel und einen kleinen Trailrun-Rucksack für die einzelnen Touren dabei. Gurtzeug brauchts keines. Ein Helm wäre für Akioud und Afella zu empfehlen, hatten wir jedoch auch nicht dabei. Ansonsten sind Stöcke in dem teils sehr schuttigen Gelände sinnvoll, hatten wir aufgrund des Transports im Handgepäck leider auch nicht dabei. Bergschuhe aufgrund des sehr schuttigen Geländes sind ebenfalls sinnvoll für die einzelnen Touren.

Tag 2: Imlil - Aroumd - Refuge Mouflons du Toubkal T2; 3,5 h:

Pünktlich treffen wir zum Frühstück unseren Guide Brahim. Stellt sich heraus, dass er tatsächlich einer der beten Guides hier in der Gegend ist und auch Routen abseits des Toubkals bestens kennt. Im Winter führt er sogar Skitouren in der Region. Sehr gut. Unserem Plan steht er allerdings auch noch etwas skeptisch gegenüber und meint das ist doch sehr ambitioniert.
Von Imlil aus gehts vorbei am Bergdorf Aroumd hinein ins Tal. Der Wanderweg ist super angelegt und durchwegs einfach zu gehen. Wirklich viel los ist nicht. Nur viele voll beladene Pferde und Maultiere sind am Weg zu den Hütten unterwegs. Verrückt was die hier gezwungen werden für Lasten zu schleppen.
Vorbei an vielen Verkäufern mit Cola, Fanta und Schokoriegeln, gehts hinauf zum Refuge Toubkal du Mouflons.
Hier beziehen wir unser gemütliches und ruhiges Doppelzimmer und es gibt was zu Abendessen. Beim Abendessen besprechen wir mit Brahim unseren Tourenplan für morgen. Zum Einstieg solls auf die beiden 4000er am Ende des Tals, den Timzguida (4.089 m) & Ras N´Ouanoukrim (4.083 m) gehen.

Tag 3:

Heute stehen die ersten beiden 4000er im Hohen Atlas auf dem Programm. Es soll zum warm werden mit der Höhe und der Umgebung auf Timzguida (4.089 m) und Ras N´Ouanoukrim (4.083 m) gehen.

Refuge du Mouflon - Tizi n´Ouagene - Timzguida T4, I; 2,5 h:

Gegen viertel vor 5 steht Frühstück an. Eigentlich könnten wir auch erst viel später starten, wollen jedoch den Sonnenaufgang wenn möglich am Pass Tizi n´Ouagene erleben. Nach Tee, Brot mit Erdnussbutter und Honig gehts gegen viertel nach 5 in die Dunkelheit hinaus. Ein paar andere Gruppen sind schon auf den Beinen, die wollen, wie ohnehin alle anderen auf der Hütte nur auf den Toubkal. So sind wir die einzigen die in Richtung Tizi n´Ouagene gehen.
Der Weg ins Tal hinein ist problemlos zu finden und gut ausgetreten. Brahim geht ein ordentliches Tempo, passt. Zum Pass hinauf folgen wir im unterem Bereich einem großen Schneefeld. Dieses ist hart gefroren und lässt sich im flacheren, unteren Teil noch gut ohne Steigeisen begehen. Stöcke Hätten wir uns schon hier gewünscht. Da wir nur mit Handgepäck geflogen sind, mussten diese jedoch daheim bleiben. Zum Pass hin steilt das Schneefeld ordentlich auf und wir weichen in Schuttgelände aus welchem wir bis zum Pass folgen.
Am Pass aus gehts nun rechts Weg und dem etwas ausgeprägtem Grat folgend in Richtung Ras n´Ouanukrim hinauf. Teilweise sind hier Steinmännchen zu finden und eine Wegspur, welche sich im gelsigen Bereich immer wieder verläuft. Steigeisenspuren gibt es zu finden und in der Route hält man sich ziemlich am Grat. Teilweise etwas Kraxelei in erstaunlich festem Fels. Hier geht langsam die Sonne hinterm Toubkal auf und taucht den Hohen Atlas in goldenes Licht. Eine herrliche Morgenstimmung.
Nach dem Grat gehts auf ein großes Schuttplateau. Über dieses gehen wir nun flach weiter bis zum Gipfel des Timzguida, unserem ersten 4000er im Hohen Atlas. Die Höhe macht sich auf den letzten Metern jedoch schon etwas bemerkbar und wir sind nicht mehr ganz so flott unterwegs. Über die 2,5 h bis zum Gipfel war unser Guide Brahim jedoch sichtlich erfreut. So schnell war er lange noch nie. Falls überhaupt mal wer hier rauf will brauchts für den Aufstieg normal etwa 5 h.

Timzguida - Ras N´Ouanoukrim T3, I; 0,5 h:

Am Gipfel des Timzguida geht ein eisiger Wind und wir sind froh um Daunenjacken. Eine Orange die Brahim für jeden aus seinem Rucksack zieht muss trotzdem noch sein. Ein Steinhaufen gibt zum Glück etwas Windschutz.
Einfach gehts nun über die Schuttebene hinüber zum Vorgipfel des Ras n´Ouanoukrim. Zum Hauptgipfel ist noch eine kleine Scharte zu Überwinden. Der Absteieg zu dieser und Aufstieg zum Hauptgipfel bietet nochmals etwas Kraxelei im I. Grad.

Ras N´Ouanoukrim - Tizi n`Ouagene - Refuge du Mouflon T4, I; 1:20 h:

Vom Ras n´Ounoukrim hat man eine tolle Aussicht auf den gegenüber liegenden Toubkal und die benachbarten 4000 m hohen Gipfel des Akioud und Afella.
Auch hier ists noch gut Windig und recht kühl, also schnell wieder rüber auf den Vorgipfel und von diesem dem Aufstiegsweg folgend zurück in den Pass. Von diesem gehts nun flott das Schneefeld absurfend wieder hinunter und im Laufschritt zurück zur Hütte.
Brahim fand unsere Sportuhren ganz spannend und war über die Zeit von "nur" 4,5 h ziemlich überrascht. Naja sonst führt er meistens nur Touristen auf den Toubkal die sonst nie in den Bergen sind. Das ist dann doch etwas anderes.
Den Mittag verbringen wir noch in der Sonne auf der Terasse der Hütte. Alex wirkt jedoch leider schon etwas angeschlagen. Vom Essen oder der Höhe oder beidem. Mal sehen wie das morgen wird.


Schöne, einsame und recht einfache Tour auf zwei 4000er im Hohen Atlas. Als Skitour sicher sehr lohnenswert! vom Ras n´Ouanoukrim gibt es einige tolle Couluirs hinunter. Wir sind jetzt gespannt auf die weiteren Touren und haben einen ersten Eindruck der Gegend bekommen.